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Hofapotheke

zurück zu Karl Gottfried Hagen

Ex libris Friedrich Hagen
 
 
Michael Wilde, Reiseapotheker
des Kurfürsten Georg Wilhelm (1595 - 1640), hatte sich um das Privileg bemüht, auf der Schloßfreiheit eine zweite Apotheke in Königsberg zu eröffnen. Da bereits zwei Jahre zuvor an der Burgfreiheit eine Apotheke entstanden war, wurde Wilde lediglich das Privileg bewilligt, 1640 auf der Schoßfreiheit einen Gewürz- und Materialhandel zu betreiben. Erst nach dem Tode von Clemens Boltz, ebenfalls Reiseapotheker Georg Wilhelms, wurde vom nachfolgenden Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620 - 1688) dem Wunsch der Kürfürstin Georg Wilhelms entsprochen, Michael Wilde das erbliche Privileg eines Hofapothekers zu verleihen. Wilde kaufte 1650 entlang der Junkerstraße, Ecke der Kehrwiedergasse (der späteren Theaterstraße) bis zum
Katzbach, ein großes Gelände, auf dem er einen Neubau errichtete, der 1654 eingeweiht wurde. Andere Quellen gehen davon aus, dass der Bau bereits seit Anfang des 17.Jahrhunderts bestand und nur Umbauten erfolgten (Zeitungsaufsätze beim Verfasser).

Die Hofapotheke und die Treppe im Foyer um 1910 aus Anlass des zur Diskussion stehenden Abrisses des alten Hauses (1913). Radierung
der Ur-Enkelin von Karl G. Hagen, Helene Neumann (1874 - 1942)

 
 
 
 
 
Als Wilde 1657 starb, folgten ihm der Universitätsprofessor und Hofprediger Dr. Samuel Werner, der später seinen Vetter Valentin Pietsch als Verwalter der Hofapotheke einsetzte. 1697 ging die Hofapotheke an Pietsch als Besitzer über. Im Anschluss daran baute Pietsch  bis 1716 die Apotheke in der Junkernstraße so um, wie wir sie aus den Abbildungen kennen. Der Giebel erhielt die Skulptur, die Figur der Hoffnung, und die Lettern des Gründungsdatums der
Apotheke 1654. 1735 kaufte Johann Georgesohn die Hofapotheke für 50 000 Gulden und erhielt jedoch erst 1746 den Titel des Hofapothekers, kurz bevor er 1747 die Apotheke an seinen Schwiegersohn Heinrich Hagen (1709-1772) übergab. Nach dem Tod Heinrich Hagens brach sein Sohn Karl Gottfried Hagen, gegen den Rat I. Kants, das Studium ab und übernahm 1772 die Hofapotheke, die sodann bis 1937 in der Familie Hagen verblieb und einen Ruf erlangte, der weit über die Grenzen Preußens hinaus ging.
Es sei hier hervorgehoben, dass die Apotheke bereits zu Heinrich Hagens Zeiten als Experimentallaboratorium für wissenschaftliche Zwecke genutzt wurde. Doch erst sein Sohn, Karl Gottfried Hagen, wurde als letzter Universalgelehrter der Albertina für die Fächer Anatomie, Medizin, Chemie, Botanik, Mineralogie und Pharmazie der prominente Vertreter der wissenschaftlichen Pharmazie. Als gleichzeitiger Hofapotheker unterrichtete er die Prinzen Friedrich Wilhelm und Wilhelm während des kriegsbedingten
Königsbergaufenthaltes 1808/1809 ihrer Eltern Friedrich Wilhelm III und Luise.
Bekannt wurde K.G. Hagen allerdings weit über die Grenzen Preußens als Universitätsgelehrter der Universität und über seine vielfältigen  Veröffentlichungen, die einen
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Das "Laboratorium pharmacopolii aulici Regimontani "um 1775  und Wohnzimmer in der Hofapotheke
 
 
 
Bereits 1775 nahm K.G. Hagen, wieder Kontakt zur Universität auf und erhielt über die Ausarbeitung
einer Dissertation die Lehrbefugnis als Professio Botanici et materiae medicae. Er heiratete 1784 Johanna Marie Rabe (1764-1829), Tochter des verstorbenen Hoffiscals Rabe.
Nachdem die verwitwete Mutter Hagens in das Haus einer verheirateten
Tochter zog, entschloss sich das Ehepaar Hagen zum Umbau der Hofapotheke (Mühlpfort, S.59) Wer als Gast, Arzt oder erwarteter Kunde in die Hofapotheke eintrat, blickte zunächst auf große Abbildungen, die u.a. Galen, Hippokrates, und Paracelsus darstellten. Die Medikamentenausgabe erfolgte durch ein Fensterchen, an das von der Straße her angeklopft wurde. (Mühlpfort, S.59). Neben Medikamenten hielt die Apotheke auch vier Spezialitäten vor: „Chokolade, Gesundheitssyrup, Morcellen
(Zuckerplätzchen, von den Kindern hergestellt) und Räucherkerzen“ (Mühlpfort, S.61). Im Erdgeschoß, in einem Durchgangszimmer zwischen Wohnung und Offizin, richtete Hagen seine Studierstube ein. Von dieser „Vorstube“ konnte er, am Schreibtisch sitzend, die
Arbeiten in der Apotheke überwachen und war auch jederzeit ansprechbar. Im Erdgeschoß war zugleich die Wohnung der Familie. Hier arbeitete Hagen, hier lernten die Kinder und hier aß die Familie mit allen Beschäftigten der Apotheke (Mühlpfort, S. 61). Zum
Obergeschoß mit den Kollegräumen, in denen Hagen für einige Jahrzehnte den theoretischen Unterricht für Studenten abhielt, führte eine geschnitzte Treppe (Abb.). Das Haus besaß auch eine mit Wohnungen ausgebaute Mansarde. Hier wohnte bis zu ihrem Tode die Großmutter von Hagens Frau, der Ehefrau des Geheimrats v. Salis, ein vertrauter Freund Hagens (Mühlpfort, S.59). Die Zuckerdose auf dem Tisch, wie ein KPM-Kakaoservice erhielt die Familie von Königin Luise als Dank für den Unterricht der Kronprinzen überreicht.
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Dieses emsige Treiben in Kälte und Halbdunkel mit der unmenschlichen Behandlung der Lehrlinge war  aus heutiger Sicht „ein traurig konserviertes Erbstück aus mittelalterlicher Zeit. Sie erhielt sich bis zur Franzosenzeit, die in allen Verhältnissen viele morsch gewordene Formen zu Fall brachte" (Hagen-Chronik S.84).
1816 übernahm sein Sohn Johann Friedrich (1788-1865) die Hofapotheke, gefolgt vom gleichnamigen Sohn Friedrich (1824- 1906)(wohl C.Fr.M. Hagen, vergl. Abb. unten), der dieselbe ab 1850 leitete. Sein Sohn Fritz (1858 – 1922), letzter Hofapotheker Hagen, übernahm die Hofapotheke 1891 als gleichzeitiger Gerichtsassessor. Seine Frau verkaufte die Apotheke 1936 an Hofapotheker Kossak, der sie bereits 1 Jahr später an Alois Wimmer abgab für die letzten Jahre des Bestehens. Über Hagen wurde ausführlich recherchiert ( N. Ermakowa; E. Neumann- Redlin von Meding).
 
Hofapotheke 1912 vor dem Abriß 1913

Literatur
1. Valentin, H.: Zum 300jähringe Bestehen der Hofapotheke in Königsberg/Pr. Deutsche Apotheker-Zeitung  55.Jahrgang Nr. 45 23.Oktober 1940 Titelblatt

 
2. Mühlpfort, H.R.: Königsberger Leben  im Rokoko.  Bedeutende Zeitgenossen Kants.  In: Schriften der Herder Bibliothek  Bd 7 (1981) 53-72
 
3. Hagen, S.: Dreihundert Jahre Hagen`sche Familiengeschichte. Familienchronik.  Selbstverlag. 2 Bände, 1838 (in Prussia Sammlung Trunz Universität Münster und im Archiv der Franz Neumann-Stiftung)
 
4. Ermakowa, N.: K.G. Hagen und die Universität von Königsberg, Dissertation Staatl. Universität Königsberg, 2000 (Archiv der Franz Neumann-Stiftung)

 
5. Neumann-Redlin von Meding,E.; v.Meding, J.: Karl Gottfried Hagen und die wissenschaftliche Pharmazie an der Albertus- Universität in Königsberg/Preußen  Gesch.der Pharmazie; DAZ- Beilage; Jg.51(1999) 53-59  
 
6. Neumann-Redlin von Meding, E.: Immanuel Kant und der Naturwissenschaftler Karl Gottfried Hagen. In: Preußenland. Mitteilungen der Historischen Kommission für Ost- und
Westpreußische Landesforschung  und aus den Archiven der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Jg. 42, Nr. 2 (2004) S. 40 – 57
 
Apothekerglas aus der Hofapotheke: "1640 privil. Hofapotheke C.Fr.M. Hagen
Königsberg, Junkerstr. 6" - Geschenk von Dr. Heinrich Lange, Archäologe Berlin
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